Aktuelle Forschungen

Ausgrabungen am Glauberg

Sommerakademie

Das Forschungszentrum der Keltenwelt am Glauberg hat im September 2016 nach langen Jahren wieder die ersten Ausgrabungen am Glauberg durchgeführt. Als Teil der Sommerakademie der hessenARCHÄOLOGIE wurde zusammen mit Studierenden aus Hessen (Frankfurt, Gießen und Marburg), England (Winchester) und den Niederlanden (Deventer) auf dem Plateau ein mittelalterlicher Keller sowie auf einer unbebauten Fläche auch ein Grabungsschnitt mit keltischen Siedlungsresten ausgegraben.

Diese Forschungen wurden auch 2017 sowie 2018 fortgesetzt, die Auswertungen der Ausgrabungsergebnisse laufen derzeit.

Foto: Blick vom Glauberg Richtung Nordosten

Glauberg Südhang – Flur „Mehlberg“

Die im Mai 2017 begonnene Ausgrabungen am Südhang des Glaubergs, ca. 330 m südlich des rekonstruierten Grabhügels, sollten den Aufbau eines Wall/Grabenabschnittes klären, der hier von der „Prozessionsstraße“ aus nach Westen umbiegend im Acker verborgen liegt und bislang nur durch geophysikalische Prospektionen (eine zerstörungsfreie Vermessungsmethode zur Untersuchung von im Boden verlaufenden archäologischen Strukturen wie Gräben, Gruben, Wällen, Mauern usw.) bekannt war. Es konnte ein ursprünglich etwa 5 m hoher und etwa 18 m breiter Wall dokumentiert werden, der aus dem Aushub eines ebenfalls ca. 18 m breiten Grabens von etwa 5 m Tiefe aufgeschüttet worden war. Diese gigantische Anlage verlief in verschiedenen Abschnitten und mit großen Lücken um den Glauberg herum und wird eher Repräsentationszwecken als zur Verteidigung gedient haben.

Unter dem Wall konnten die ebenfalls schon aus den geophysikalischen Daten bekannten Reste eines noch älteren Grabensystems dokumentiert und über Funde erstmalig datiert werden. Es handelt sich um ein Grabenwerk aus der Zeit der jungsteinzeitlichen Rössener Kultur (ca. 4800–4500 v. Chr.).

Die große Überraschung war aber der Fund eines frühkeltischen Grabes. In einem vollkommen vergangenen, aber noch als Abdruck im Boden erkennbaren Baumsarg (ein ausgehöhlter Baumstamm), wurde die Bestattung einer Frau mit zwei Bronzearmringen, einem eisernen Gürtelhäkchen und zwei kleinen Bernsteinperlchen gefunden. Die Knochen der Bestattung waren vollständig vergangen, lediglich minimale Reste von drei Zähnen konnten geborgen werden.

Darüber hinaus gelang der erste Nachweis einer frühkeltischen Drainageanlage, die dazu diente, vor der Anlage des Walls den Baugrund zu entwässern.

Foto: Bronzearmringe aus dem Frauengrab unter dem Wall am Südhang des Glaubergs

Untersuchungen zu Funden vom Glauberg

Neben den Ausgrabungen führt das Forschungszentrum auch zahlreiche weitere Untersuchungen durch. Naturgemäß nimmt dabei die Statue (vereinfachte Version eines 3D Modells, basierend auf einem Scan der Kollegen des Discovery Programms in Dublin) eine besondere Rolle ein. Zwar konnte bislang noch keine Bemalung nachgewiesen werden, doch laufen derzeit die Untersuchungen eines tschechisch-deutschen Teams zum Nachweis von Werkzeugspuren an der Statue, die mittelfristig mit den Spuren an anderen eisenzeitlichen Statuen verglichen werden sollen.

Auch das Gold aus den Glauberger Gräbern steht nach wie vor im Fokus. Bei den Analysen eines deutsch-französischen Teams konnte u.a. bereits festgestellt werden, dass sich die chemische Zusammensetzung der beiden völlig gleichartig aussehenden kleinen Goldringchen aus dem Grab 1 stark unterscheidet. Ein Ring ist vermutlich direkt aus Flussgold hergestellt worden, der zweite dagegen aus einem aufwändig gereinigten Gold mit einem deutlich geringeren Silbergehalt. Da diese Technik zur Zeit des Glauberger „Fürsten“ nördlich der Alpen noch nicht bekannt war, ist davon auszugehen, dass das Gold aus dem Bereich südlich der Alpen stammt. Einmal mehr zeigt sich, wie gut der Glauberg europaweit vernetzt war.

Foto: Zwei Goldringchen aus Grab 1 vom Glauberg

Untersuchungen zum eisenzeitlichen Hessen

Über seine Aufgaben im Zusammenhang mit der Erforschung des Glaubergs hinaus ist das Forschungszentrum der Keltenwelt am Glauberg auch zuständig für Forschungen zur „keltischen Epoche“ (der Eisenzeit) in Hessen. Im Rahmen dieses Engagement liegt derzeit ein Hauptaugenmerk auf wirtschaftsarchäologischen Fragen vor allem zur Eisenzeit wie z.B. zum Eisenbergbau im Hintertaunus oder der Bleisilbererzgewinnung im Umfeld der augusteischen (frührömischen) Wall/Grabenanlage von Alteburg-Oberbrechen und der zugehörigen Fundstelle von Villmar-Weyer.

Das Forschungszentrum hat daher in Zusammenarbeit mit der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts 2016 erste geomagnetische Prospektionen und 2017 sowie 2019 in Kooperation mit dem Weyerer Geschichtsverein und der Gemeinde Weyer kurze Sondagegrabungen in der Fundstelle durchgeführt. Dabei wurden neben zahlreichen Befunden der frührömischen Zeit, z.T. mit einheimischer Keramik, auch früheisenzeitliche Gruben entdeckt, die für eine längere Nutzungszeit des Geländes sprechen.

Foto: Drohnenfoto der Ausgrabung in Weyer 2019