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Das Forschungszentrum

Das Forschungszentrum

Erforschen – Vernetzen – Vermitteln

Erforschen – Vernetzen – Vermitteln

Das Forschungszentrum der Keltenwelt am Glauberg fungiert als Schnittstelle zwischen dem Museum, der archäologischen Bodendenkmalpflege (hessenARCHÄOLOGIE) sowie weiteren nationalen und internationalen Forschungsinstitutionen. Es sichert die zukünftige Erforschung des Glaubergs, nimmt aber auch aktiv an der Eisenzeitforschung in Hessen und darüber hinaus teil. Es repräsentiert den Glauberg bzw. die „Keltenwelt am Glauberg“ weltweit auf Tagungen und in Abendvorträgen. Dem Museum steht das Forschungszentrum beratend zur Seite, gibt Impulse für Sonderausstellungen und die Weiterentwicklung der Dauerausstellung. Eine kleine Bibliothek mit den Schwerpunkten Eisenzeit, Forschungsgeschichte und Methode ist nach Voranmeldung für Interessenten zugänglich.

Vergleichbare Institutionen mit Museum, archäologischen Park und Forschungszentrum im ehemaligen keltischen Besiedlungsbereich gibt es in Europa nur wenige. Zu nennen sind besonders das Centre archéologique européen du Mont Beuvray (Bibracte) im französischen Burgund, das Keltenmuseum mit Forschungszentrum im österreichischen Hallein bei Salzburg sowie das Naturhistorische Museum Wien mit Forschungszentrum und Ausstellungsbereich „Alte Schmiede“ auf dem Salzberg in Hallstatt (Oberösterreich).

Leitung Forschungszentrum

Dr. Axel G. Posluschny M.A. FSA Scot
Telefon: 06041 8233-021
E-Mail: axel.posluschny@keltenwelt-glauberg.de

Kooperationen im In- und Ausland

Das Forschungszentrum der Keltenwelt am Glauberg vertritt den Glauberg und die Forschungen zu dieser international bedeutsamen Fundstelle auch auf nationalen und internationalen Tagungen. Durch die Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen im In- und Ausland entsteht ein fruchtbarer Austausch zu Themen der Archäologie der Kelten. Aber Kooperationen ermöglichen auch neue gemeinsame Untersuchungen, wie z.B. die geophysikalische Prospektion keltischer Fundstellen in Hessen in Zusammenarbeit mit der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts in Frankfurt oder die Anfertigung eines hochgenauen 3D-Laserscans der Glauberger Statue durch Kollegen des Discovery Programms in Dublin.

Ganz wichtig ist dem Forschungszentrum auch die Einbindung von Studierenden aus dem In- und Ausland in seine Aktivitäten. Durch den dadurch initiierten Austausch zwischen Archäologinnen und Archäologen mit unterschiedlichen universitären und Erfahrungshintergründen wird die eigene Arbeitsweise befruchtet,

aber auch jungen Menschen die Gelegenheit gegeben, an einer so herausragenden Fundstelle wie dem Glauberg Erfahrungen mit Ausgrabungen, Begehungen und anderen Prospektionsmethoden zu sammeln. Das Forschungszentrum der Keltenwelt unterstützt daher die jährliche Sommerakademie der hessenARCHÄOLOGIE, die seit 2016 mit Studierenden aus Winchester (UK), Deventer (NL) und den drei hessischen Archäologielehrstühlen in Marburg, Gießen und Frankfurt auf dem Glaubergplateau gräbt. Diese Zusammenarbeit soll auch in Zukunft fortgesetzt werden und auf weitere kooperierende Universitäten ausgeweitet werden. Neben den universitären Einrichtungen und verschiedenen anderen Forschungsinstitutionen sind auch Heimat- und Geschichtsvereine wichtige Kooperationspartner. Das Wissen und die Unterstützung der Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins Glauberg sind für die Forschungen auf dem Glauberg von immenser Bedeutung; ohne die Hilfe des Geschichtsvereins in Villmar-Weyer wären die dortigen Ausgrabungen 2017 ebenfalls nicht möglich gewesen.

Da die Forschungen am Glauberg und zur Eisenzeit in Hessen nicht nur für Archäologen von Interesse sind, ist es dem Forschungszentrum der Keltenwelt am Glauberg sehr wichtig, über aktive Kooperationen auch die sogenannten Laien in seine Arbeit mit einzubeziehen.

Das Foto zeigt Mitarbeiter des Discovery Programmes (Dublin/IE) beim 3D-Scan der Glauberger Statue.

Der Glauberg

Der Glauberg
und die Kelten

7000 Jahre Siedlungsgeschichte

Die rätselhaften Bauern, Handwerker und Krieger aus der Eisenzeit

7000 Jahre Siedlungsgeschichte

Der Glauberg hat seit vielen Jahrtausenden eine große Anziehungskraft auf die Menschen ausgeübt.
Spätestens ab der Jungsteinzeit ließen sich im 5. Jahrtausend v. Chr. (Rössener Kultur) auf dem 8 Hektar großen Plateau am Rande der fruchtbaren Wetterau die ersten Ackerbauen und Viehzüchter nieder. Bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. (Michelsberger Kultur) war der Glauberg großflächig und intensiv besiedelt, am sanft abfallenden Nordosthang eventuell auch schon mit einem kleinen Wall gesichert. In der spätbronzezeitlichen Urnenfelderzeit im 10.– 9. Jahrhundert v. Chr. wurde das Plateau zum ersten Mal abschnittsweise befestigt. Herausragende Funde wie bronzene Gewandnadeln, Messer, Lanzenspitzen sowie ein schuhförmiges Keramikgefäß bezeugen die hohe Bedeutung der Siedlung.

Das gesamte Bergplateau wurde gegen Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. mit einer holzverstärkten Steinmauer (sog. Pfostenschlitzmauer) umgeben (Mauer I). Sie fiel zusammen mit der Innenbebauung im 5. Jahrhundert v. Chr. einem großen Brand zum Opfer. Im 5. Jahrhundert v. Chr. wurde fast an derselben Stelle eine gleichartige Mauer neu errichtet (Mauer II). Gleichzeitig wurde die Umgebung des Glaubergs in eine monumentale Ausbauphase einbezogen. So führten zwei Stichwälle – der sogenannte Annex – vom Bergplateau hinunter nach Norden und stauten in ihrer Ecke Wasser in einem großen Becken auf. Auf der südlichen Seite des Berges wurden ein ausgedehntes Gelände durch Wall-Graben-Systeme abgeriegelt und eine zweite Höhe – der Enzheimer Kopf – zum Teil mit einbezogen sowie zwei Grabhügel mit insgesamt drei Gräbern errichtet. Alle drei Toten sind durch die Mitgaben von Waffen als Krieger gekennzeichnet. Handwerklich einzigartige und exquisite Beigaben, teilweise aus Gold, Bronze, Eisen, Koralle, Holz, Leder und Textilien charakterisieren sie als Angehörige einer frühkeltischen Elite.

Besonders der Tote aus Grab 1 fällt durch seine einzigartige Ausstattung auf. Der heute im Gelände rekonstruierte Grabhügel 1 ist darüber hinaus in ein komplexes Grabensystem einbezogen, in dem sich die 1996 bei archäologischen Ausgrabungen entdeckte, fast nahezu komplette vollplastische Sandsteinstatue eines keltischen Kriegers mit einer sog. Blattkrone fand, deren Ausstattung der des Toten in Grab 1 aus Grabhügel 1 verblüffend ähnelt. Fragmente von mindestens drei weiteren Statuen wurden ebenfalls in diesem Bereich gefunden. Ab dem Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. verfielen die keltischen Anlagen allmählich. Der Glauberg gewann erst wieder im Frühen Mittelalter, in alamannischer und fränkischer Zeit (4./5. Jahrhundert und 7. Jahrhundert n. Chr.) an Bedeutung (Mauer III). Im 12./13. Jahrhundert wurde das Plateau nochmals befestigt (Mauer IV) und als staufische Reichsburg Glauburg (Glouburgh) und als Stadtgründung ausgebaut (Mauer V), deren Überreste im Archäologischen Park noch gut sichtbar sind.

Die rätselhaften Bauern, Handwerker und Krieger aus der Eisenzeit

Als „Keltoi“ werden sie um 500 v. Chr. von den Griechen bezeichnet, „Galli“ nannten sie später die Römer. Sie waren die ersten Bewohner nördlich der Alpen, die bei den antiken Geographen und Schriftstellern Erwähnung fanden: die Kelten. Ob es sich bei den Kelten oder Galliern aber um einen einzigen Volksstamm oder um verschiedene Gruppen handelte, die ähnliche Sitten, Kunststile und Technologien hatten, ist nicht bekannt. Auch wissen wir nicht, ob sich die Kelten selbst als solche bezeichneten oder ob nur ein Teilstamm diesen (oder einen ähnlichen) Namen hatte, der von den antiken Autoren aus Griechenland oder Rom auf alle ähnlichen Bevölkerungsgruppen übertragen wurde.

Im 7./6. Jahrhundert v. Chr. zunächst in einem kleineren Gebiet zwischen Ostfrankreich und Böhmen, der Nordschweiz und dem Maingebiet beheimatet, verbreitete sich spätestens ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. keltische Kunst und Kultur durch Auswanderer, Abenteurer und Söldner. Schließlich war ein ausgedehntes Gebiet von der Atlantikküste bis weit über die Alpen nach Norditalien und Großgriechenland „keltisch infiziert“, allerdings nicht unbedingt überall mit den gleichen Dialekten, Sitten und Riten.
Im Kern handelte es sich um eine bäuerlich geprägte Gesellschaft, nichtsdestotrotz wurden Innovationen wie Eisentechnologie (ab dem 8. Jahrhundert v. Chr.), die Töpferscheibe (ab etwa 520 v. Chr.) aus dem Süden sowie die Münzprägung (ab etwa dem 3. Jahrhundert v. Chr.) nicht nur angenommen, sondern auch in eigenem Stil umgesetzt und weiterentwickelt.

Dazu kommen Kontakte in den Süden, was herausragende und teils einzigartige Südimporte belegen, die in der frühkeltischen Zeit der 6. Jahrhunderts v. Chr. auf topographisch herausragenden Höhensiedlungen („Fürstensitze“) wie zum Beispiel der Heuneburg bei Sigmaringen, dem Breisacher Münsterberg und dem Mont Lassois im Burgund sowie in exzeptionell ausgestatteten Großgrabhügeln frühkeltischer Persönlichkeiten („Fürstengräber“) wie in Eberdingen-Hochdorf bei Stuttgart oder Vix im Burgund als Beigaben auftauchen. Zu dieser Zeit scheint es schon jene ausgeprägte Sozialstruktur zu geben, die von späteren antiken Schriftstellern wie Gaius Julius Caesar im Detail beschrieben wurde.
Aus der spätkeltischen Zeit des 2. und 1. Jahrhunderts v. Chr. sind die „Oppida“ bekannt: große stadtartige Anlagen wie z.B. Manching bei Ingolstadt, Alkimoenis (Kelheim) oder Bibracte (Mont Beuvray im Burgund). Eine Siedlungsgröße über 100 ha ist hier keine Seltenheit: der Heidengraben auf der Schwäbischen Alb hatte eine Gesamtfläche von über 1600 Hektar. Handwerkerquartiere lassen auf Spezialistentum innerhalb einer immer noch vorwiegend landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft schließen. Münzprägung und -guß übernahmen die späten Kelten genauso gerne von den Griechen wie den Wein von den Römern: importierte Weinamphoren zeugen ebenso davon wie die Berichte der antiken Schriftsteller über die gallischen Barbaren, die den Wein unverdünnt und in rauen Mengen tranken. Aber nicht nur ihre Trinksitten unterschieden sich von ihren Nachbarn aus dem Mittelmeergebiet, auch die erwähnten griechischen Münzen wurden nicht 1:1 kopiert, sondern in einem eigenen keltischen Kunststil umgesetzt.

Die Fotos zeigen eine Zusammenstellung typischer Frühlatènefunde vom Glauberg

Während der römischen Expansion im 1. Jahrhundert v. Chr. verschwanden allmählich die typischen keltischen Hinterlassenschaften; die hiesige Bevölkerung passte sich den Gebräuchen der neuen „Herren“ an.

Auf den britischen Inseln finden sich im Südosten zwar vereinzelt Objekte im keltischen Festlandstil, aber selbst die antiken Schriftsteller bezeichneten die Britannier nicht als „Kelten“. Der sog. Keltische Kunststil der irischen Buchmalerei des Frühen Mittelalters ist letztlich auch eine Kombination keltischer Ornamente, germanischer Tierstilmuster und römischer Kunststile. So sind die oft als „keltisch“ bezeichneten Iren, Waliser und Schotten auch keine Nachfahren „unserer“ kontinentaleuropäischen Kelten.

Bisherige Forschungen

Bisherige Forschungen

Untersuchungen am Glauberg
und Publikationen

Bisherige Forschungen

Die bisher intensivsten und großflächigsten Grabungen auf dem Glauberg fanden bereits in den 1930er Jahren unter Heinrich Richter statt. Leider wurden fast die gesamte Dokumentation und viele Funde gegen Kriegsende zerstört. Neuere Grabungen des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen (jetzt hessenARCHÄOLOGIE) unter der Leitung des damaligen hessischen Landesarchäologen Fritz-Rudolf Herrmann zwischen 1985 und 1998 befassten sich mit der Datierung und Konstruktion der Befestigungsanlage auf dem Glauberg. 1994 bis 1999 wurden dann auch die beiden Grabhügel und ihr Umfeld untersucht. Großflächige geomagnetische Untersuchungen zwischen 1994 und 2001 zeigten die erstaunlichen Dimensionen mit den äußeren Wall-Graben-Anlagen auf.

Zwischen 2004 und 2010 beschäftigten sich innerhalb des großen Schwerpunktprogrammes der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse. Zur Genese und Entwicklung frühkeltischer Fürstensitze und ihres territorialen Umlandes“ allein sieben Projekte mit der Erforschung des Glaubergs (die Webseiten werden nach dem Ende des Forschungsprogrammes nicht weiter aktualisiert):

Die bisherigen Untersuchungen warfen allerdings meist mehr Fragen als Antworten auf; der Glauberg als monumentale frühkeltische Anlage des 5. Jahrhunderts v. Chr. und seine Entstehung sind daher auch heute noch lange nicht ausreichend erforscht. So ist zum Beispiel die riesige, den Glauberg umgebende Wall-Graben-Anlage (von der die heute rekonstruierte „Prozessionsstraße“ nur ein kleiner Teil ist) in ihrer Ausweitung und Dimension in der frühkeltischen Welt bisher einzigartig.

Das zusammen mit dem Museum eingerichtete Forschungszentrum bündelt die alten und neuen Forschungen und Fragestellungen und arbeitet aktiv an der Beantwortung der vielen Fragen rund um den Glauberg, aber auch zu anderen eisenzeitlichen („keltischen“) Fundstellen in Hessen.

Publikationen

Zwei Schriftenreihen der Keltenwelt am Glauberg tragen den Forschungen Rechnung:

Glauberg-Studien

  • Holger Baitinger, Der Glauberg – ein Fürstensitz der Späthallstatt-/Frühlatènezeit in Hessen. Mit Beiträgen von Peter Kresten, Benno Zickgraf, Irmtrud B. Wagner und Günther A. Wagner. Materialien zur Vor- und Frühgeschichte von Hessen 26 [Glauberg-Studien 1 ] Wiesbaden 2010.
  • Leif Hansen/Christopher Pare, Untersuchungen im Umland des Glaubergs. Zur Genese und Entwicklung eines frühlatènezeitlichen Fürstensitzes in der östlichen Wetterau. Materialien zur Vor- und Frühgeschichte von Hessen 28 [Glauberg-Studien 2] Wiesbaden 2016.
  • Udo Recker/Vera Rupp (Hrsg.), Die „Fürstengräber“ vom Glauberg: Bergung – Restaurierung – Textilforschung. Materialien zur Vor- und Frühgeschichte von Hessen 29 [= Glauberg-Studien 3] (Wiesbaden 2018).

Glauberg-Forschungen

  • Egon Schallmayer (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit Katharina von Kurzynski, Archäologie und Politik. Archäologische Ausgrabungen der 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts im zeitgeschichtlichen Kontext. Internationale Tagung anlässlich „75 Jahre Ausgrabungen am Glauberg“ vom 16. bis 17. Oktober 2008 in Nidda-Bad Salzhausen. Fundberichte aus Hessen, Beiheft 7 [Glauberg-Forschungen 1] Wiesbaden 2011.
  • Leif Hansen, Die latènezeitliche Saline von Bad Nauheim. Die Befunde der Grabungen der Jahre 2011-2004 in der Kurstraße 2. Fundberichte aus Hessen, Beiheft 8 [Glauberg-Forschungen 2] Wiesbaden, 2016.

Weitere Literaturhinweise

Weitere Literaturhinweise zum & und über den Glauberg finden Sie hier:

Glauberg Publications

Aktuelle Forschungen

Aktuelle Forschungen

Ausgrabungen am Glauberg

Sommerakademie

Das Forschungszentrum der Keltenwelt am Glauberg hat im September 2016 nach langen Jahren wieder die ersten Ausgrabungen am Glauberg durchgeführt. Als Teil der Sommerakademie der hessenARCHÄOLOGIE wurde zusammen mit Studierenden aus Hessen (Frankfurt, Gießen und Marburg), England (Winchester) und den Niederlanden (Deventer) auf dem Plateau ein mittelalterlicher Keller sowie auf einer unbebauten Fläche auch ein Grabungsschnitt mit keltischen Siedlungsresten ausgegraben.

Diese Forschungen wurden auch 2017 sowie 2018 fortgesetzt, die Auswertungen der Ausgrabungsergebnisse laufen derzeit.

Foto: Blick vom Glauberg Richtung Nordosten

Glauberg Südhang – Flur „Mehlberg“

Die im Mai 2017 begonnene Ausgrabungen am Südhang des Glaubergs, ca. 330 m südlich des rekonstruierten Grabhügels, sollten den Aufbau eines Wall/Grabenabschnittes klären, der hier von der „Prozessionsstraße“ aus nach Westen umbiegend im Acker verborgen liegt und bislang nur durch geophysikalische Prospektionen (eine zerstörungsfreie Vermessungsmethode zur Untersuchung von im Boden verlaufenden archäologischen Strukturen wie Gräben, Gruben, Wällen, Mauern usw.) bekannt war. Es konnte ein ursprünglich etwa 5 m hoher und etwa 18 m breiter Wall dokumentiert werden, der aus dem Aushub eines ebenfalls ca. 18 m breiten Grabens von etwa 5 m Tiefe aufgeschüttet worden war. Diese gigantische Anlage verlief in verschiedenen Abschnitten und mit großen Lücken um den Glauberg herum und wird eher Repräsentationszwecken als zur Verteidigung gedient haben.

Unter dem Wall konnten die ebenfalls schon aus den geophysikalischen Daten bekannten Reste eines noch älteren Grabensystems dokumentiert und über Funde erstmalig datiert werden. Es handelt sich um ein Grabenwerk aus der Zeit der jungsteinzeitlichen Rössener Kultur (ca. 4800–4500 v. Chr.).

Die große Überraschung war aber der Fund eines frühkeltischen Grabes. In einem vollkommen vergangenen, aber noch als Abdruck im Boden erkennbaren Baumsarg (ein ausgehöhlter Baumstamm), wurde die Bestattung einer Frau mit zwei Bronzearmringen, einem eisernen Gürtelhäkchen und zwei kleinen Bernsteinperlchen gefunden. Die Knochen der Bestattung waren vollständig vergangen, lediglich minimale Reste von drei Zähnen konnten geborgen werden.

Darüber hinaus gelang der erste Nachweis einer frühkeltischen Drainageanlage, die dazu diente, vor der Anlage des Walls den Baugrund zu entwässern.

Foto: Bronzearmringe aus dem Frauengrab unter dem Wall am Südhang des Glaubergs

Untersuchungen zu Funden vom Glauberg

Neben den Ausgrabungen führt das Forschungszentrum auch zahlreiche weitere Untersuchungen durch. Naturgemäß nimmt dabei die Statue (vereinfachte Version eines 3D Modells, basierend auf einem Scan der Kollegen des Discovery Programms in Dublin) eine besondere Rolle ein. Zwar konnte bislang noch keine Bemalung nachgewiesen werden, doch laufen derzeit die Untersuchungen eines tschechisch-deutschen Teams zum Nachweis von Werkzeugspuren an der Statue, die mittelfristig mit den Spuren an anderen eisenzeitlichen Statuen verglichen werden sollen.

Auch das Gold aus den Glauberger Gräbern steht nach wie vor im Fokus. Bei den Analysen eines deutsch-französischen Teams konnte u.a. bereits festgestellt werden, dass sich die chemische Zusammensetzung der beiden völlig gleichartig aussehenden kleinen Goldringchen aus dem Grab 1 stark unterscheidet. Ein Ring ist vermutlich direkt aus Flussgold hergestellt worden, der zweite dagegen aus einem aufwändig gereinigten Gold mit einem deutlich geringeren Silbergehalt. Da diese Technik zur Zeit des Glauberger „Fürsten“ nördlich der Alpen noch nicht bekannt war, ist davon auszugehen, dass das Gold aus dem Bereich südlich der Alpen stammt. Einmal mehr zeigt sich, wie gut der Glauberg europaweit vernetzt war.

Foto: Zwei Goldringchen aus Grab 1 vom Glauberg

Untersuchungen zum eisenzeitlichen Hessen

Über seine Aufgaben im Zusammenhang mit der Erforschung des Glaubergs hinaus ist das Forschungszentrum der Keltenwelt am Glauberg auch zuständig für Forschungen zur „keltischen Epoche“ (der Eisenzeit) in Hessen. Im Rahmen dieses Engagement liegt derzeit ein Hauptaugenmerk auf wirtschaftsarchäologischen Fragen vor allem zur Eisenzeit wie z.B. zum Eisenbergbau im Hintertaunus oder der Bleisilbererzgewinnung im Umfeld der augusteischen (frührömischen) Wall/Grabenanlage von Alteburg-Oberbrechen und der zugehörigen Fundstelle von Villmar-Weyer.

Das Forschungszentrum hat daher in Zusammenarbeit mit der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts 2016 erste geomagnetische Prospektionen und 2017 sowie 2019 in Kooperation mit dem Weyerer Geschichtsverein und der Gemeinde Weyer kurze Sondagegrabungen in der Fundstelle durchgeführt. Dabei wurden neben zahlreichen Befunden der frührömischen Zeit, z.T. mit einheimischer Keramik, auch früheisenzeitliche Gruben entdeckt, die für eine längere Nutzungszeit des Geländes sprechen.

Foto: Drohnenfoto der Ausgrabung in Weyer 2019