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Misteln in der keltischen Welt

Foto: Mistel und Blattkappe

Zu den immergrünen Pflanzen, die unter anderem gerne als Dekoration zur Weihnachtszeit genutzt werden, gehört die Mistel. Häufig wird dabei auf keltische Bräuche verwiesen. Aber was wissen wir tatsächlich?

Die Textstelle, auf die immer wieder verwiesen wird, steht im 16. Buch in der Naturgeschichte von Plinius dem Älteren (23/24-79 n. Chr.). Dort wird beschrieben, dass in Gallien weißgekleidete Druiden die Misteln von Eichen abschneiden. Erwähnt wird zudem die Verwendung als Heilmittel bei Vergiftungen und in der Tiermedizin. Auch wenn Plinius kein Zeitgenosse derjenigen Kelten war, die wir mit der archäologischen Latène-Kultur verbinden, wird diese Überlieferung doch ein wahrer Kern zugesprochen. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Blattkappe der Glauberger Steinfiguren. Dass hier ein realer Kopfschmuck dargestellt wurde, belegen die in Grab 1 gefundenen Reste eben einer solchen Blattkappe. Auffällig ist bei der Statue, dass die beiden hochgebogenen Blätter unterschiedlich groß sind, genau wie es auch bei der Mistel der Fall ist. Daher gibt es die Theorie, dass das Vorbild eine Mistel gewesen sein könnte. Doch selbst wenn hier Misteln gemeint sein können, macht dies den Glauberger Mann aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. noch nicht zu einem „Druiden“, wie sie für Gallien im 1. Jahrhundert v. Chr. schriftlich erwähnt werden.

Zum Nachlesen des Plinius-Textes und weitere Informationen dazu (externer Link): Andreas. Hofeneder, Plinius und die Druiden. Überlegungen zu naturalis historia 16, 249–251. In: H. Birkhan/H. Tauber (Hrsg.), Kelten-Einfälle an der Donau. Österr. Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse. Denkschriften 345 (Wien 2007) 307–324.

 

Keltenfürst und Mistelblatt

Obstbaum mit Misteln

Epoche: Eisenzeit (keltisch)

Thema: Kult und Religion, Kunst

Quelle: Text: Dr. Julia K. Koch; Fotos: Pavel Odvody, Christoph Röder M.A. (alle Keltenwelt am Glauberg)