Die Besiedlungsgeschichte des Glaubergs

Schon immer war der Glauberg und sein direktes Umfeld ein beliebter Siedlungsplatz. Bereits aus der Zeit der ersten jungsteinzeitlichen Bauern, der Bandkeramischen Kultur (ca. 5500 – 4900 v. Chr.), ist eine Siedlung am Fuße des Glaubergs belegt. Weitere jungsteinzeitliche Epochen wie die Rössener Kultur (ca. 4800 – 4400 v. Chr.) und die Michelsberger Kultur (ca. 4400 – 3500 v. Chr.) lassen sich sogar auf dem Glaubergplateau nachweisen. Aber auch in der Bronzezeit, vor allem in der späten Bronzezeit (ca. 1300 – 800 v. Chr., Urnenfelderkultur) wurde der Glauberg genutzt. Besonders bekannt ist natürlich die Besiedlungsphase in der Eisenzeit, der Zeit der Kelten (ca. 800 v. Chr. – Christi Geburt). Aber auch nach dieser wurde er von den Alamannen (3. bis 5. Jh. n. Chr.) genutzt, zu dieser Zeit befand sich auf dem Plateau wohl der Sitz eines sogenannten Kleinkönigs. Durch fast das gesamte Mittelalter hindurch diente er als Befestigung bzw. Burg, die in Spätstaufischer Zeit (Mitte 13. Jh. nach Chr.) sogar zur Stadt ausgebaut werden sollte. Mit dem Scheitern des Ausbaus endet auch die Besiedlungsgeschichte des Glaubergs. Durch diese umfangreiche Besiedlungsgeschichte führt der Leiter unseres Forschungszentrums und zeigt dabei die wichtigsten Befunde vor Ort.

Ein Goethedenkmal auf dem Glaubergplateau

In Gedenken an den Dichter und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe wurde anfang des 19. Jahrhunderts ein Goethe-Denkmal auf dem Glaubergplateau errichtet. So schreibt der Friedberger Professor Johann Philipp Dieffenbach 1844 in seinem Aufsatz über „Die Glauburg“: „Der ältere Pfarrer Römheld zu Glauberg [1780 bis 1814 Glauberger Pfarrer], ein sinniger Freund der Kunst und Natur, ließ an einem Platze nach Süden zu, einen einfachen Tisch aus einer großen Steinplatte errichten und mit einigen Moosbänken umgeben. (…) Vor etlichen und zwanzig Jahren fand hier zu Ehren des unsterblichen Dichters Göthe ein großes Fest statt, an welchem eine zahlreiche Gesellschaft jugendlich froher Menschen Theil nahm.“ Noch heute steht der Tisch, etwas in Vergessenheit geraten und mitunter zweckentfremdet als „keltischer Opferstein“ für Früchte und Nüsse, nahe der Enzheimer Pforte auf dem Glaubergplateau in Blickrichtung von Goethes Geburtsstadt Frankfurt.

Eselkarren und Lorenbahn auf dem Glaubergplateau

Bereits in den 1930er Jahren wurden umfangreiche archäologische Untersuchungen durch Prof. Dr. Heinrich Richter auf dem Glaubergplateau durchgeführt. Im Zuge der Untersuchungen der hessenARCHÄOLOGIE und unseres Forschungszentrums in den letzten Jahren wurden auch die wenigen, den 2. Weltkrieg überdauernden, Dokumentationen von Prof. Richter digitalisiert und erfasst (das meiste ist leider gegen Kriegsende verbrannt). Bei einem Großteil davon handelt es sich um Fotos. Die meisten zeigen mehr oder weniger gut zuordenbare Befundsituationen, einige illustrieren aber auch sehr schön die Grabungstechnik und den Grabungsablauf in den 30er Jahren. Wenig bekannt ist dabei beispielsweise die Tatsache, dass auf dem Glauberg eine Lorenbahn zum Abtransport des Abraumes, zum Beispiel an der damals vollständig freigelegten Kellerzeile, eingerichtet wurde. Die Wägen mussten den steilen Glauberg mit Unterstützung von Eseln hinaufgezogen werden, um dann auf den Schienen „von Hand“ in Betrieb genommen zu werden. Esel tauchen als Lastentiere auf den Fotos immer wieder auf, so zum Beispiel auch beim Transport von Wasser auf das Plateau.