Die Besiedlungsgeschichte des Glaubergs

Schon immer war der Glauberg und sein direktes Umfeld ein beliebter Siedlungsplatz. Bereits aus der Zeit der ersten jungsteinzeitlichen Bauern, der Bandkeramischen Kultur (ca. 5500 – 4900 v. Chr.), ist eine Siedlung am Fuße des Glaubergs belegt. Weitere jungsteinzeitliche Epochen wie die Rössener Kultur (ca. 4800 – 4400 v. Chr.) und die Michelsberger Kultur (ca. 4400 – 3500 v. Chr.) lassen sich sogar auf dem Glaubergplateau nachweisen. Aber auch in der Bronzezeit, vor allem in der späten Bronzezeit (ca. 1300 – 800 v. Chr., Urnenfelderkultur) wurde der Glauberg genutzt. Besonders bekannt ist natürlich die Besiedlungsphase in der Eisenzeit, der Zeit der Kelten (ca. 800 v. Chr. – Christi Geburt). Aber auch nach dieser wurde er von den Alamannen (3. bis 5. Jh. n. Chr.) genutzt, zu dieser Zeit befand sich auf dem Plateau wohl der Sitz eines sogenannten Kleinkönigs. Durch fast das gesamte Mittelalter hindurch diente er als Befestigung bzw. Burg, die in Spätstaufischer Zeit (Mitte 13. Jh. nach Chr.) sogar zur Stadt ausgebaut werden sollte. Mit dem Scheitern des Ausbaus endet auch die Besiedlungsgeschichte des Glaubergs. Durch diese umfangreiche Besiedlungsgeschichte führt der Leiter unseres Forschungszentrums und zeigt dabei die wichtigsten Befunde vor Ort.

Wasser für Burg und Stadt – eine Filterzisterne auf dem Glaubergplateau

Der Glauberg ist vor allem aufgrund der herausragenden Bedeutung seiner eisenzeitlichen Hinterlassenschaften bekannt. Nicht vergessen werden sollte jedoch, dass in den Wirren gegen Ende des Stauferreiches, Mitte des 13. Jahrhunderts, auf dem Plateau ein territorial- und machtpolitisch motivierter Burgenbau sowie der Versuch einer Stadtgründung stattgefunden haben. Neuere Grabungen zwischen 2016 und 2018 sowie der hier vorgestellte, vorwiegend in den 1970er-Jahren aufgedeckte Befund einer Filterzisterne werfen ein eindrucksvolles Bild auf diese für den Glauberg sehr bewegte Zeit. Die Filterzisterne mit dem zu vermutenden Schutzbau bzw. „Brunnenhaus“ gewährt damit einen schlaglichtartigen Einblick in die teilweise beim Abbruch der Ansiedlung noch im Bau befindlichen Infrastruktur der Anlage. In Form des aus dem Wasserentnahmeschacht geborgenen umfangreichen Keramikinventars, eines nahezu kompletten Buntmetallkessels und der zahlreichen (Bau-)Holzfunde lieferte der Befund darüber hinaus einen historisch und dendrochronologisch eng datierten Fundkomplex.

Hier findet sich der Artikel in den Fundberichten Hessen digital.

Glücksspiel am Glauberg

Das Glücksspiel und allen voran das Würfelspiel waren im Mittelalter in allen Schichten der Gesellschaft weit verbreitet und beliebt. Gespielt wurde häufig um Sachwerte oder Geld, was immer wieder Betrüger und gezinkte Würfel auf den Plan rief. So wurden mitunter Gesetze und Verordnungen erlassen, die die Beschaffenheit von Würfeln klar definieren. So mussten zum Beispiel die Augen der Würfel gleichmäßig und korrekt angeordnet werden und die Seiten des Würfels akkurat gleichmäßig und gleich lang ausgeformt sein um ein „faires“ Ergebnis im Wurf zu erzielen. Aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, also aus der Phase des stauferzeitlichen Stadtgründungsversuchs auf dem Glaubergplateau, stammen von unseren Grabungen drei Würfel aus Bein, wovon ihr einen hier seht. Sie sind ordentlich mit (Kreis-)Augen versehen und gleichmäßig geformt – also kein Grund zur Beanstandung!

Sanierung: Burggebäude auf dem Glaubergplateau

Wie ist das Burggebäude am Ostende des Plateaus zu seiner heutigen Gestalt gekommen? Der Heimat- und Geschichtsverein Glauburg e.V. hat in vielen ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen von Oktober 1975 bis Oktober 1976 die nach den Grabungen von Eduard Anthes 1912/13 wenig beachteten und verstürzten Grundmauern freigelegt. Auch wenn die Arbeiten damals nicht ganz dem Standard einer archäologischen Ausgrabung entsprachen, wurden sowohl die Ausgrabungsarbeiten als auch die Rekonstruktionstätigkeiten aufwändig in einem Tagebuch dokumentiert und mit zahlreichen Skizzen veranschaulicht. Außerdem wurde eine Trennschicht zwischen altem und neu aufgesetztem Mauerwerk eingebracht, sodass jederzeit nachvollziehbar bleibt was Original ist. Wenn man im Inneren des Burggebäudes die Wände absucht findet man in regelmäßigem Abstand auch Nagelköpfe in der Mauer, die die Trennung zwischen alt und neu markiert.

Erst Burg, dann Stadt, dann Wüstung – neue Erkenntnisse zur Glouburg im Spiegel der Ereignisse zum Ende der Stauferherrschaft

Im Jahr 2018 fand im Rahmen der 6. Sommerakademie der hessenARCHÄOLOGIE die vorerst letzte Grabungskampagne auf dem Glaubegplateau statt. Im Fokus der Untersuchung lag die hochmittelalterliche, stauferzeitliche, Besiedlung und der geplante Ausbau von einer Burg in eine Stadt. Darüber hinaus konnten die Erkenntnisse der Untersuchungen der vorangegangenen Jahre zur mittelalterlichen Besiedlung zusammenfassend dargestellt werden.

Neues von den Universi castellani et cives in Glouburg – die Kampagne auf dem Glaubergplateau 2017

Im Jahr 2017 fanden erneut archäologische Grabungen im Rahmen der 5. Sommerakademie der hessenARCHÄOLOGIE auf dem Glaubegplateau statt. Im Fokus der Untersuchung lag die hochmittelalterliche, stauferzeitliche, Besiedlung und der geplante Ausbau von einer Burg in eine Stadt. Ebenso konnte auf der Suche nach dem Kirchenstandort auf dem Plateau der Friedhof angeschnitten werden. In diesem Vorbericht werden die Erkenntnisse der zweiten von drei Grabungskampagnen zusammenfassend dargestellt.

Vom keltischen Fürstensitz zur mittelalterlichen Stadt – die Kampagne Glaubergplateau 2016

Im Jahr 2015 fanden im Rahmen der 4. Sommerakademie der hessenARCHÄOLOGIE erstmals nach vielen Jahren wieder umfangreiche Feldforschungen am Glauberg statt. Neben der vorgeschichtlichen und besonders natürlich der eisenzeitlichen „keltischen“ Besiedlung stand vor allem die mittelalterliche Nutzung des Glaubergplateaus im Fokus der Grabungsarbeiten. In diesem Vorbericht werden die Erkenntnisse der ersten von drei Grabungskampagnen zusammenfassend dargestellt.