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Nachruf: In memoriam Fritz-Rudolf Herrmann (1936 – 2024)

Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen nimmt Abschied von seinem ersten stellvertretenden Leiter und ehemaligen Landesarchäologen von Hessen, Dr. Fritz-Rudolf Herrmann.

Als Ausgräber des „Keltenfürsten vom Glauberg“ erlangte Herrmann Mitte der 1990er Jahre weit über die Grenzen Hessens und die Fachwissenschaft hinaus einen hohen Grad an Bekanntheit. Die eisenzeitliche Nekropole am Fuße des Glaubergs mit den darin erhaltenen aufsehenerregenden Preziosen keltischer Handwerkskunst sowie die einzigartige lebensgroße Sandsteinstatue des „Keltenfürsten“ sind heute weltweit bekannt. Es ist Herrmanns fachlicher Weitsicht zu verdanken, dass er die Entscheidung traf, die Grablege mit dem sie umgebenden Erdreich in einem Block zu bergen, um sie in Wiesbaden in der Archäologischen Restaurierungswerkstatt des Hauses unter Laborbedingungen freilegen zu lassen. Er beschritt zum damaligen Zeitpunkt Neuland in der bundesrepublikanischen Bodendenkmalpflege und schuf damit die Grundlage für das im Mai 2011 am originären Fundort in Glauburg-Glauberg eröffnete, zweite archäologische Landesmuseum Hessens, die „Keltenwelt am Glauberg“.

Herrmann wurde am 21. September 1936 in Bad Nauheim in der Wetterau geboren. Nach dem Schulabschluss studierte er Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und wurde 1962 von Günter Smolla an der Goethe-Universität Frankfurt a.M. mit einer Dissertation zu den Funden der Urnenfelderkultur in Mittel- und Südhessen promoviert. Im Rahmen des Reisestipendiums der Römisch-Germanischen Kommission (RGK) des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) hielt er sich im Zeitraum 1963/64 auf dem Balkan, in Griechenland und der Türkei sowie den britischen Inseln auf. Nach Deutschland zurückgekehrt nahm er 1964 eine Referentenstelle für Provinzialrömische Archäologie im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) an, bevor ihm 1966 die Leitung der Außenstelle Nürnberg des BLfD übertragen wurde. Im Mai 1973 wechselte er nach Hessen, wo er in der Nachfolge von Helmut Schoppa zum Leiter der neu geschaffenen Dienststelle des Landesarchäologen von Hessen bestellt wurde. Mit dem Inkrafttreten des ersten hessischen Denkmalschutzgesetzes im September 1974 erfolgte zugleich die Gründung des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen (LfDH), dessen erster stellvertretender Leiter Herrmann wurde. Die von ihm geleitete Abteilung Archäologische Denkmalpflege erfuhr im Jahr 1990 eine fachlich Erweiterung und fungierte fortan als Archäologische und Paläontologische Denkmalpflege.

Wenngleich der immense Aufschwung in der bundesdeutschen Denkmalpflege im Zuge des Europäischen Denkmalschutzjahres 1975 auch Hessen erfasste, blieb insbesondere der Aufbau der Archäologischen Denkmalpflege hinter dem anderer Bundesländer zurück. Diesen strukturellen Nachteil suchte Herrmann nicht zuletzt auch durch die Bindung bürgerschaftlichen Engagements an die Landesarchäologie auszugleichen. 1979 gründete er federführend die Archäologische Gesellschaft in Hessen e.V. (AGiH), die bis heute mitgliederstärkste Interessensvertretung im Bereich der Archäologischen Denkmalpflege in Hessen. In diesem Kontext steht auch der von ihm initiierte hessische Vorgeschichtstag, eine öffentliche Vortragsveranstaltung, aus welcher der heutige hessenARCHÄOLOGIE-Tag hervorgegangen ist.

Herrmann verfolgte konsequent die Vorlage wissenschaftlicher Ergebnisse der Landesarchäologie, was angesichts schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen mitunter zu jahrelangen Verzögerungen bei der Drucklegung führte. Mit den „Materialien zur Vor- und Frühgeschichte von Hessen“ begründete er eine eigenständige Monographienreihe, deren erster Band im Jahr 1976 erschien. Parallel dazu wandte er sich bewusst auch an eine nicht-fachliche Zielgruppe. Mit den seit 1977 in großer Zahl erschienenen Broschüren „Archäologische Denkmäler in Hessen“ stellte er für diese eine auf die wichtigsten Aspekte beschränkte Information zu obertägig erfahrbaren Bodendenkmälern zur Verfügung. Wesentlicher Bestandteil der Reihe war und ist eine detaillierte Anfahrtsskizze, die dazu einladen soll, das jeweilige Denkmal in der Kulturlandschaft aufzusuchen und es somit erlebbar zu machen.

Ein wichtiger Schritt hin zu einer modernen Landesarchäologie war die in den frühen 1980er Jahren von Herrmann betriebene Einrichtung der Archäologischen Restaurierungswerkstatt im Ostflügel von Schloss Biebrich. Diese wie auch seine Bereitschaft, sich neuen technischen Prospektions- und Dokumentationsverfahren zu öffnen, bildeten letztlich die Grundlage für den Erfolg der Untersuchungen auf dem Glauberg. Neben dem Glauberg wird ein weiteres archäologisches Großprojekt stets mit Herrmanns Namen verbunden sein: die Grabungen in der eisenzeitlichen Saline von Bad Nauheim. Diesen widmete er bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden aus dem aktiven Dienst im Jahr 2001 seine Aufmerksamkeit.

Für seine Verdienste um das archäologische Erbe Hessens wurde er 2008 mit der Goethe-Plakette des Landes Hessen, der höchsten Auszeichnung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur (HMWK), ausgezeichnet. Im Alter von 87 Jahren verstarb Fritz-Rudolf Herrmann am 31. März 2024.

Prof. Dr. Udo Recker
Stellvertretender Amtsleiter
Landesarchäologe Hessen

Gemeinde Glauburg – Blitzlicht Ausgabe 9/2024: Der Glauberg und das „Sondengehen“

Gemeinde Glauburg – Blitzlicht Ausgabe 9/2024

Der Glauberg und sein Umfeld – ein wichtiges Bodendenkmal und eine der bekanntesten archäologischen Fundstellen in Hessen. Hier ist die Vergangenheit vielerorts „mit den Händen zu greifen“ – nicht nur im Museum der Keltenwelt am Glauberg. Kein Wunder, dass manche Menschen auf die Idee kommen könnten, an diesem Ort auf eigene Faust nach Funden zu suchen – zumeist mit Metallsonde und Spaten. Dabei entsteht großer Schaden an unserem archäologischen Kulturerbe: Herausgewühlte Funde werden fast
immer unterschlagen, und der zu ihrem Verständnis so wichtige Fundzusammenhang unwiederbringlich zerstört.

Es gibt in Hessen eine eindeutige Rechtslage hierzu (Hessisches Denkmalschutzgesetz).
Die Suche nach Bodenfunden (wir sprechen von „Nachforschungen“) ist immer genehmigungspflichtig. Und das gilt ganz grundsätzlich für alle Fundstücke, unabhängig von ihrem Alter. Alle Funde müssen überdies gemeldet werden. Genehmigungen für legale Nachforschungen können beim Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH) beantragt werden. Informationen hierzu erhalten Sie unter https://denkmal.hessen.de/hessenarchaeologie/nachforschungs-genehmigungen.

Für den Glauberg und sein Umfeld gelten besondere Regeln. Die Anwendung von Metallsonden und die Bergung von Funden bilden hier Ausnahmen, die nur in engster Abstimmung mit der hessenARCHÄOLOGIE am LfDH möglich sind. Wir bitten hier um Ihre Mithilfe: Wenn Sie Menschen bemerken, die am Glauberg mit Metallsonden auf der Suche nach Fundstücken sind, rufen Sie das Museum (06041/82330-0) oder das Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden (0611-6906-0) an und geben Sie uns Bescheid – das ist sicherer  und besser, als selbst einzugreifen. Ungenehmigte Nachforschungen sind Ordnungswidrigkeiten oder sogar Straftaten.

Helfen Sie bitte mit, unser aller Bodendenkmäler vor der Ausplünderung zu schützen!

UNESCO-Welterbe: Fürstensitze Glauberg und Heuneburg auf deutscher Vorschlagsliste

Gemeinsame Bewerbung Hessens mit Baden-Württemberg erfolgreich

Wiesbaden/Glauburg. Die frühkeltischen Fürstensitze in Hessen und Baden-Württemberg sind im nationalen Vorauswahlverfahren für das UNESCO-Welterbe erfolgreich: Der Glauberg wird gemeinsam mit der Heuneburg und dem Mont Lassois im französischen Burgund auf die deutsche Vorschlagsliste („Tentativliste“) für das UNESCO-Welterbe ab 2024 neu aufgenommen. Das haben die zuständigen Ministerinnen und Minister der Länder am Montag bei einer Sondersitzung beschlossen. Die frühkeltischen Fürstensitze sind ein gemeinsamer Vorschlag von Baden-Württemberg und Hessen mit Beteiligung Frankreichs.

Herausragendes Netzwerk

„Die Heuneburg und der Glauberg sind Teil eines herausragenden Netzwerks frühkeltischer Fürstensitze. Beide gehören zu den bedeutendsten Geländedenk-malen der keltischen Geschichte und waren wirtschaftliche und kulturelle Zentren ihrer Zeit. Ihre stadtartigen Strukturen, gewaltigen Befestigungsanlagen und Großgrabhügel mit reich ausgestatteten Prunkgräbern beeindrucken uns bis heute“, erklären die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, und die baden-württembergische Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi.

„Ich danke allen Beteiligten in Hessen und Baden-Württemberg, die durch ihr gemeinsames Engagement die Aufnahme des Antrags auf die nationale Tentativliste ermöglicht haben“, ergänzt Ministerin Dorn. „Die Entscheidung unterstreicht die kulturhistorische Bedeutung des Glaubergs, der einen faszinierenden Einblick in die Kultur der Eisenzeit gibt und ganz besonders in den engen Austausch der frühkeltischen Kultur in Europa untereinander sowie mit den mediterranen Kulturen.“

„Ich freue mich sehr, dass unser gemeinsamer Vorschlag die Fachjury überzeugt hat,“ fügt Ministerin Razavi hinzu. „Dies ist ein erster wichtiger Schritt für die Heuneburg auf ihrem Weg zum UNESCO-Welterbe. Wir danken unseren Kooperationspartnern für die gute Zusammenarbeit im Vorauswahlverfahren und freuen uns auf den weiteren gemeinsamen Weg.“

Das für das nationale Vorauswahlverfahren vorgeschlagene Gut besteht aus den Teilstätten Glauberg (Hessen, Deutschland), Heuneburg (Baden-Württemberg, Deutschland) und Mont Lassois (Burgund, Frankreich), drei außerordentlichen Beispielen für frühkeltische Machtzentren in Mittel- und Westeuropa nordwestlich der Alpen. Chronologisch sind sie in die frühe Eisenzeit Mitteleuropas einzuordnen. Diese Epoche umfasst das 7. Bis 4. Jahrhundert v. Chr. und wird auch als „frühkeltisch“ bezeichnet. Diese ersten stadtartigen Zentren mit monumentaler Siedlungs- und Grabarchitektur, die in der Forschung häufig unter dem Begriff „Fürstensitze“ zusammengefasst werden, stellen außergewöhnliche Zeugnisse der frühkeltischen Zivilisation dar und sind Resultat eines intensiven Austauschs von Ideen, Techniken und Waren über große Distanzen mit weiten Teilen Europas, insbesondere mit den Kulturen Mittel- und Westeuropas und des mediterranen Raums. Sie sind darüber hinaus ein Ergebnis von Zentralisierungsprozessen, die durch Konzentration politischer Macht und ökonomischen Reichtums einer privilegierten sozialen Gruppe in den frühkeltischen „Fürstensitzen“ Mittel- und Westeuropas in Gang gesetzt wurden.

Wie läuft das Verfahren ab?

2024 soll die bestehende deutsche Vorschlagsliste („Tentativliste“) für das UNESCO-Welterbe fortgeschrieben werden. Ein wichtiger Punkt bei der Auswahl war, dass die Stätten thematische Lücken in der Welterbeliste füllen können. Bis zur Entscheidung der UNESCO, ob Stätten tatsächlich aufgenommen werden, wird es noch einige Jahre dauern: Nominierungen müssen mindestens ein Jahr in der nationalen Tentativliste eingetragen sein, bevor sie bei der UNESCO als Welterbeanträge eingereicht werden können. Dem schließt sich ein vorgegebenes Verfahren an, das regelmäßig mehrere Jahre dauert. Deutschland kann jedes Jahr von seiner Liste eine weitere Kulturerbestätte bei der UNESCO für die Eintragung in die Welterbeliste einreichen.

In Hessen liegt die Zuständigkeit für die Antragsverfahren für die Welterbeliste bei der Ministerin für Wissenschaft und Kunst als oberster Denkmalschutzbehörde des Landes. Das Ministerium betreut die Bewerbungen gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH) und der Keltenwelt am Glauberg als Teil des Archäologischen Landesmuseums Hessen. Der Präsident des LfDH, Prof. Dr. Markus Harzenetter, ist zugleich Welterbebeauftragter des Landes und koordiniert die hessischen Welterbestätten.

Hessen bewahrt bislang sieben Weltkultur- und Weltnaturerbestätten:

  • Das Kloster Lorsch
  • Die Grube Messel
  • Das Obere Mittelrheintal
  • Der Obergermanisch-Raetische Limes
  • Die alten Buchenwälder Deutschlands
  • Der Bergpark Wilhelmshöhe
  • Die Mathildenhöhe Darmstadt

 

Marcus Coesfeld wird neuer Direktor der Keltenwelt am Glauberg

Dr. Vera Rupp geht nach zwölf Jahren an der Spitze des Archäologisches Landesmuseums in den Ruhestand

Wiesbaden. Zum Jahresende geht die langjährige Direktorin der Keltenwelt am Glauberg und stellvertretende Landesarchäologin von Hessen, Dr. Vera Rupp, in den Ruhestand. Die Direktion der Keltenwelt übernimmt zum 1. Januar 2024 Marcus Coesfeld. Die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, und Landesarchäologe Prof. Dr. Udo Recker würdigen die herausragenden Leistungen von Dr. Vera Rupp und bedanken sich auf das Herzlichste für ihr außergewöhnliches persönliches Engagement für die Keltenwelt am Glauberg und die Archäologische Denkmalpflege in Hessen.

Eines der erfolgreichsten Archäologischen Museen zur Eisenzeit

„Dr. Vera Rupp hat die Leitung der Keltenwelt am Glauberg kurz nach der Eröffnung des Museums im Jahr 2011 übernommen und das Haus zu dem gemacht, was es heute ist: ein besucherstarkes Landesmuseum und eines der erfolgreichsten Archäologischen Museen zur Eisenzeit in Europa. Ich danke ihr herzlich für ihre Arbeit“, erklärt Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn. „Der Glauberg gibt einen faszinierenden Einblick in die Kultur der Eisenzeit und ganz besonders in den engen Austausch der frühkeltischen Kultur in Europa untereinander sowie mit den mediterranen Kulturen – das Museum macht dies anhand der reichen und europaweit bedeutenden Funde erfahrbar. Ich wünsche dem künftigen Direktor Marcus Coesfeld viel Erfolg und eine glückliche Hand dabei, die Keltenwelt weiter zu entwickeln.“

„Wissenschaftliche wie auch populärwissenschaftliche Publikationen, jährliche Sonderausstellungen und zahlreiche Veranstaltungen im Haus und der Region gehen ebenso auf die Initiative von Dr. Vera Rupp und dem Team der Keltenwelt zurück wie wichtige Infrastrukturmaßnahmen, etwa der Ausbau des Museumsgartens. Sie haben die Stellung des Glaubergs in der nationalen wie europäischen Museumslandschaft, der internationalen Forschung wie auch als Tourismusdestination gefestigt“, ergänzt der hessische Landesarchäologe, Prof. Dr. Udo Recker. Die Keltenwelt ist ein Bestandteil der hessenARCHÄOLOGIE im Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH). „Unter der Direktion von Dr. Vera Rupp erfolgte zudem die schrittweise bauliche Umsetzung des Drei-Säulen-Konzepts des Hauses, bestehend aus Museum, Archäologischem Park und Forschungszentrum. Dank der Entscheidung des Landes für einen Neubau des Forschungszentrums hat sie in den zurückliegenden Monaten den notwendigen Architekturwettbewerb für den letzten Ausbauabschnitt mit auf den Weg gebracht.“

Nachfolger war zuletzt Projektleiter einer Digitalen Geschichtswerkstatt

Die Nachfolge von Dr. Vera Rupp in der Direktion tritt zum 1. Januar 2024 Marcus Coesfeld an. Er hat ein Studium der Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaften erfolgreich abgeschlossen. Nach einem wissenschaftlichen Volontariat am LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne übernahm er die Museumspädagogik im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen, bevor er Museumsleiter im Archäologischen Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution – Monrepos, einer Einrichtung des Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (LEIZA), in Neuwied wurde. Zuletzt war er im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen als Projektleiter einer Digitalen Geschichtswerkstatt tätig. Ihm zur Seite wird Christoph Röder stehen, der bereits im Mai 2023 die neu geschaffene Position des stellvertretenden Direktors übernommen hatte und künftig das Museum und den Archäologischen Park fachlich leiten wird.

Eine Feier zur Amtsübergabe in der Keltenwelt am Glauberg ist für Donnerstag, 11. Januar 2024, geplant; dabei sein werden auch die Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Frau Ayse Asar, der Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, Prof. Dr. Markus Harzenetter, sowie Landesarchäologe Prof. Dr. Udo Recker. Die neue Direktion stellt sich im Beisein des Landesarchäologen am Mittwoch, 10. Januar 2024, bei einem Pressegespräch den Journalistinnen und Journalisten vor. Eine Presseeinladung für beide Termine folgt.

Fotos:
Dr. Vera Rupp – Kultur in Hessen/Steffen Böttcher
Marcus Coesfeld – Thorsten Schomeier

Pressemitteilung Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst 

„Eine neue Zeit beginnt“ sahen bereits über 60.000 Besucher

„Eine neue Zeit beginnt“ sahen bereits über 60.000 Besucher

Sonderausstellung der Keltenwelt am Glauberg noch bis 31. Oktober zu sehen

Ein einzigartiges Projekt nähert sich seinem Ende: Zum 31. Oktober schließt die Sonderausstellung „Eine neue Zeit beginnt“ in der Keltenwelt am Glauberg. Zum Abschluss hat sich das Museumsteam etwas Besonderes ausgedacht: In den Herbstferien gibt es täglich zwischen 12 und 17 Uhr ein kostenfreies Mitmachprogramm für Familien rund um die Archäologie.

Die Sonderausstellung war Kern- und Angelpunkt für das erste hessenweite Archäologische Jahr mit insgesamt neun Ausstellungen und zahlreichen Veranstaltungen. Im Mittelpunkt standen neue Ausgrabungen und Forschungen zu den Kelten. Dazu hat das Archäologische Landesmuseum am Glauberg nicht nur die umfangreichste Sonderschau im Verbund der Projektpartner konzipiert und präsentiert, sondern war zugleich zentrale Koordinierungsstelle. Bisher sahen sich schon über 60.000 Menschen die Ausstellung an. „Wir sind von der Resonanz begeistert“, sagen Dr. Vera Rupp, Direktorin der Keltenwelt am Glauberg, und ihr Stellvertreter Christoph Röder unisono. Es ist nicht nur die Zahl, die sie und ihr Team erfreuen. Auch die Eintragungen im Gästebuch bestärken sie darin, dass sich Aufwand und Engagement für die große Sonderausstellung gelohnt haben. „Unbedingt empfehlenswert“, ist da zu lesen. „Großartige Ausstellung“, oder auch „Besser als Fernsehen“. Die Notizen stammen von Menschen aus Würzburg, dem Rheinland, von Besucherinnen aus Frankreich, den Niederlanden, den USA.

Was sie veranlasst hat, auf den Glauberg zu kommen? Dr. Vera Rupp: „Ich denke, dass wir mit vielen Informationen zu den Kelten und den 400 bedeutenden Fundstücken das Publikum ansprechen. Viele der Exponate konnten zuvor noch nie einer größeren Öffentlichkeit gezeigt werden.“ Auch durch deren eindrucksvolle Präsentation auf 600 Quadratmetern im Museum. Denn neben den Fundstücken aus Grabungen in ganz Hessen können sich die Besucher bis Ende Oktober noch an vielen Medienstationen ein umfassendes Bild über die Kelten machen.

Aufwendige Rekonstruktionen von Siedlungen nach neuen Ausgrabungsergebnissen konnten die Archäologen etwa mit 3-D-Technologie sichtbar machen. Gefäße aus Ton, vor 2500 Jahren gebrannt. Reich verzierter Schmuck und Waffen. Teils sehr kostbare Beigaben aus Gräbern. Wie groß das Interesse an der Zeit der Kelten ist, mag auch die Zahl der Führungen verdeutlichen: bislang fast 2000. Zudem: „Nicht wenige unserer Vorträge waren bis auf den letzten Platz besetzt“, so Christoph Röder.

Bis ins Jahr 2018 geht die Idee eines ersten großen Archäologie-Jahres in Hessen zurück. Es hat nicht nur viele Menschen auf den Glauberg gebracht, sondern auch in die beteiligten Museen. Vera Rupp: „Das Projekt war eine Bereicherung für uns alle.“ Ein Handspiegel, von dem es in ganz Europa nur wenige Exemplare gibt oder etliche Keltenmünzen gehen ab November an die Leihgeber zurück.

Die Bestände der Dauerausstellung, wie die einmalige Statue des „Keltenfürsten vom Glauberg“ und die grandiosen Grabbeigaben sind dann weiterhin zu sehen. Es wird aber auch einige Neuerungen geben und die nächste Sonderausstellung ist für 2024 bereits in Vorbereitung.

Unser Keltenfürst in Dublin!

Unser Keltenfürst in Dublin!

Vorletzte Woche hat die Keltenwelt am Glauberg eine von 25 Keltenfürst-Skulpturen des international bekannten Künstlers Ottmar Hörl nach Dublin (Irland) gebracht. Damit verbunden war ein großes Dankeschön an das The Discovery Programme: Centre for Archaeology and Innovation Ireland, mit dem man eine sehr gute Partnerschaft pflegt. Das Team aus Irland fertigte nämlich vor einigen Jahren den ersten 3D-Scan der Statue des „Keltenfürsten vom Glauberg“ an. Dieser Scan diente nicht nur zu Forschungszwecken, sondern auch als Datengrundlage für die Skulpturen von Ottmar Hörl. „Die Repliken der Keltenfürsten von Ottmar Hörl haben als Markenbotschafter für das Kulturland Hessen bereits viele Menschen begeistert – wir freuen uns sehr“, sagt Folke Mühlhölzer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hessen Agentur GmbH, die im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst die Dachmarke „Kultur in Hessen“ betreut. Das digitale 3D-Modell des Dubliner Teams kann man im Internet anschauen unter: https://sketchfab.com/3d-models/statue-of-a-celtic-warrior-from-glauberg-0ef93f371295475298acc73440247fa8

 

Das Original der Sandsteinstatue zählt wegen ihrer detaillierten Ausgestaltung und guten Erhaltung zu den herausragendsten Vertretern dieser sehr seltenen Fundgattung und ist ein Symbol für den Glauberg mit hohem Wiedererkennungswert weit über dessen Grenzen hinaus. Mehr Infos zur Statue findet man unter https://www.keltenwelt-glauberg.de/mediathek/die-statue-des-keltenfuersten/

 

Vielen Dank an dieser Stelle an unsere Kolleginnen und Kollegen von The Discovery Programme für die tolle Zusammenarbeit! Dank gilt ebenso der Deutschen Botschaft Dublin und des National Monuments Service Ireland, die bei der Enthüllung der Statue teilgenommen haben.

Kelten für Kids

Einmaliges Angebot der Keltenwelt am Glauberg für Schulen

Damit sich noch mehr Schulen für die Kelten begeistern, entwickelte die Keltenwelt am Glauberg zu ihrer vielbeachteten Sonderausstellung jetzt das Projekt „Kids entdecken Kelten Land Hessen“. „Wir möchten das Interesse an der Eisenzeit in Hessen und speziell an keltischer Kultur als Thema für den Unterricht aktiv fördern“, betont Thomas Lessig-Weller. Der Museumspädagoge in der Keltenwelt am Glauberg hat deshalb eine Informationsbroschüre für Lehrkräfte erstellt. „Neben reich bebilderten Texten zu vielen spannenden Aspekten des keltischen Lebens hält die Broschüre auch Arbeitsblätter für den Unterricht samt Auflösungen bereit“, so Lessig-Weller weiter. Ab sofort steht sie auch kostenlos zum Herunterladen auf der Homepage des Museums zur Verfügung.
Gemeinsam mit dem Förderverein der Keltenwelt am Glauberg hat man ein weiteres attraktives Angebot für Schulen entwickelt – Kids entdecken KELTEN LAND HESSEN. „Damit wollen wir nicht nur auf das Museum als außerschulischen Lernort aufmerksam machen, sondern auch in diesem Jahr vielen Schulklassen einen Ausstellungsbesuch am Glauberg unentgeltlich ermöglichen“, erläutert Frank Dehnke, Vorsitzender des Vereins. Mit Hilfe einer großen Fördersumme können ab sofort 50 Schulklassen an dem einmaligen Projekt teilnehmen.
Bei einer Führung erkunden Schülerinnen und Schüler ab der 4. Klasse die Sonderausstellung „Kelten Land Hessen“, die bis zum 31. Oktober 2023 zu sehen sein wird. Dank umfangreicher Hands-on-Materialien werden sie wortwörtlich begreifen, wie innovativ und facettenreich das keltische Leben in der Eisenzeit war. Am neu gestalteten Info-Pavillon „Vom Erz zum Schwert“ im Museumsgarten erfahren die Schülerinnen und Schüler zudem viel Wissenswertes über die Verarbeitung von Eisen und Stahl vor über 2000 Jahren. Zusätzlich erhalten Lehrkräfte zur Vor- und Nachbereitung gratis die neue Broschüre mit den pädagogischen Unterlagen.
Informationen zum Projekt sind unter https://www.keltenwelt-glauberg.de/angebote/fuer-schulen/ zu finden. Das kostenfreie Angebot und viele weitere (kostenpflichtige) Programme für Schulen können online oder telefonisch gebucht werden. Kontakt 06041/8233024. Die neue Broschüre ist zudem für 8 Euro im Museumsshop erhältlich.

Stellenausschreibung

Zum 1. Januar 2024 ist die Stelle der Direktorin / des Direktors (m/w/d) der
KELTENWELT AM GLAUBERG zu besetzen.

Alle Informationen erhalten sie hier auf der Homepage des Landesamt für Denkmalpflege Hessen.

Etruskische Athleten im Land der Kelten

Keltenwelt am Glauberg zeigt erstmals Glanzstück aus der Region

Die Sonderausstellung zu den Kelten in Hessen auf der gesamten Ausstellungsfläche des Museums der Keltenwelt am Glauberg geht ab 1. März in die Verlängerung. „Die Begeisterung beim Museumspublikum und in der Fachwelt ist so groß, dass wir uns entschlossen haben, sie bis zum Herbst zu zeigen“, berichtet Direktorin Dr. Vera Rupp. „Ein ganz besonderer Fund aus der Wetterauregion hat bisher unter den rund 400 Ausstellungsexponaten gefehlt. Deshalb sind wir sehr froh, dass wir nun auch das Original des berühmten „Borsdorfer Henkels“ hier am Glauberg erstmals nahe seinem Fundort präsentieren dürfen“, freut sie sich.

Dieses außergewöhnliche Fundstück kam schon um das Jahr 1855 ans Tageslicht, als ein Landwirt am Ortsrand von Nidda-Borsdorf einen Acker pflügte. Aus alten Akten geht hervor, dass hier vorher ein Wald stand, der zugunsten der Landwirtschaft gerodet wurde. Der Fund sei beim „Ausstöcken“ gefunden worden, also wohl beim Entfernen von Baumwurzeln.

Heute weiß man, dass der Landwirt den Griff eines antiken etruskischen Bronzegefäßes entdeckt hatte. Der Borsdorfer Fund kam zunächst zur Forstverwaltung in Nidda und wurde anschließend dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt übergehen. Fortan gehörte er zur Museumssammlung, die im Zweiten Weltkrieg teilweise großen Schaden nahm. Zu den unbeschadeten Stücken der Sammlung zählt der Bronzegriff aus Borsdorf. Nach der Sonderausstellung am Glauberg geht er im Herbst wieder zurück nach Darmstadt, wo er eines der Glanzstücke in der Dauerausstellung ist.

Der Griff gehörte wohl zu einem etwa 40 cm großen, schalenförmigen Bronzegefäß. Reste davon wurden seinerzeit nicht gefunden. Er zeigt eine hervorragend gearbeitete Darstellung von ringenden Jünglingen, die in Bronze gegossen sind. Seine Produktion liegt irgendwo im Zeitraum zwischen 420 und 300 v. Chr. Neue Forschungen zu diesem Fund stehen noch aus. Ob man den Fund mit dem keltischen „Fürstensitz“ auf dem Glauberg in Verbindung bringen kann, ist demnach offen. Dieser liegt nur rund 13 Kilometer Luftlinie von Borsdorf entfernt.

Sicher ist, dass solche Gegenstände im Land der Etrusker in Nord- und Mittelitalien gefertigt wurden. Es gibt einige wenige Vergleichsstücke, doch keines gleicht dem anderen. Ein Gefäß aus einem antiken Grab bei Filottrano, etwa 25 Kilometer südwestlich von Ancona in Italien gelegen, weist in der Tat einige Ähnlichkeiten mit dem Borsdorfer Griff auf. Allerdings sind hier die Figuren keine Ringer, sondern Schwertkämpfer.

Es ist ein Rätsel, was sich hinter diesem wertvollen Gegenstand verbirgt. Handelte es sich um exquisite Importware oder ein besonderes Gastgeschenk für eine Person der keltischen Oberschicht? Vielleicht brachte jemand das Gefäß gar als Souvenir aus dem Süden mit. Es ist nämlich durchaus möglich, dass Kelten aus hessischem Gebiet als Händler, Handwerker, oder gar als Söldner im Mittelmeerraum unterwegs waren.

Wenn der Wetterauer Fund aus einem reichen Grab der keltischen Oberschicht stammt, so fehlt von ihm bis heute jede Spur. Kann es sein, dass alle Grabhügel, die sich im besagten Waldgebiet befanden, bei der Rodung zerstört wurden und damit auch die Grabbeigaben? Oder hatte an besagter Stelle vor 2400 Jahren ein Handwerker oder ein Metallhändler ein Materiallager angelegt? Dies sind spannende Fragen, die die Archäologie beschäftigen.

Handelsgut aus dem gesamten Mittelmeerraum und speziell aus dem Gebiet der Etrusker war als kostbare und nicht alltägliche Ware bei der keltischen Oberschicht sehr beliebt; kam sie doch von weit her. Antike Gegenstände dienten ferner dem keltischen Handwerk als Anregung für eigene Kreationen. So entwickelte sich ein keltischer Kunststil mit ganz eigenen Motiven wie Pflanzenranken, Mischwesen aus Tier und Mensch, Masken und komplexen Zirkelornamenten. Die Sonderausstellung in der Keltenwelt am Glauberg zeigt bis zum 31. Oktober viele Beispiele aus Hessen dieses außergewöhnlichen wie rätselhaften Kunstschaffens der Kelten.

KELTEN LAND HESSEN

Verlängerung der Sonderausstellung „KELTEN LAND HESSEN“

1. März bis 31. Oktober 2023

Wir haben uns im Laufe des Jahres entschlossen, unsere große Sonderausstellung von 1. März bis 31. Oktober 2023 zu verlängern. Die Rückmeldungen bei unseren Museumsbesuchern und aus dem Fachkollegenkreis waren sehr positiv und haben uns dazu motiviert, die Ausstellung noch nicht abzubauen. Die Leihgaben konnten wir
verlängern und es kommt darüber hinaus noch ein großartiger Fund aus dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt erstmals in die Region. Das seltene Objekt stammt sehr wahrscheinlich aus einem prachtvoll ausgestatteten Grab der keltischen Elite; entdeckt wurde es bei Nidda-Borsdorf. Mehr verraten wir jetzt noch nicht!