
Einmaliges Angebot der Keltenwelt am Glauberg für Schulen
Einmaliges Angebot der Keltenwelt am Glauberg für Schulen
Zum 1. Januar 2024 ist die Stelle der Direktorin / des Direktors (m/w/d) der
KELTENWELT AM GLAUBERG zu besetzen.
Alle Informationen erhalten sie hier auf der Homepage des Landesamt für Denkmalpflege Hessen.
Keltenwelt am Glauberg zeigt erstmals Glanzstück aus der Region
Die Sonderausstellung zu den Kelten in Hessen auf der gesamten Ausstellungsfläche des Museums der Keltenwelt am Glauberg geht ab 1. März in die Verlängerung. „Die Begeisterung beim Museumspublikum und in der Fachwelt ist so groß, dass wir uns entschlossen haben, sie bis zum Herbst zu zeigen“, berichtet Direktorin Dr. Vera Rupp. „Ein ganz besonderer Fund aus der Wetterauregion hat bisher unter den rund 400 Ausstellungsexponaten gefehlt. Deshalb sind wir sehr froh, dass wir nun auch das Original des berühmten „Borsdorfer Henkels“ hier am Glauberg erstmals nahe seinem Fundort präsentieren dürfen“, freut sie sich.
Dieses außergewöhnliche Fundstück kam schon um das Jahr 1855 ans Tageslicht, als ein Landwirt am Ortsrand von Nidda-Borsdorf einen Acker pflügte. Aus alten Akten geht hervor, dass hier vorher ein Wald stand, der zugunsten der Landwirtschaft gerodet wurde. Der Fund sei beim „Ausstöcken“ gefunden worden, also wohl beim Entfernen von Baumwurzeln.
Heute weiß man, dass der Landwirt den Griff eines antiken etruskischen Bronzegefäßes entdeckt hatte. Der Borsdorfer Fund kam zunächst zur Forstverwaltung in Nidda und wurde anschließend dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt übergehen. Fortan gehörte er zur Museumssammlung, die im Zweiten Weltkrieg teilweise großen Schaden nahm. Zu den unbeschadeten Stücken der Sammlung zählt der Bronzegriff aus Borsdorf. Nach der Sonderausstellung am Glauberg geht er im Herbst wieder zurück nach Darmstadt, wo er eines der Glanzstücke in der Dauerausstellung ist.
Der Griff gehörte wohl zu einem etwa 40 cm großen, schalenförmigen Bronzegefäß. Reste davon wurden seinerzeit nicht gefunden. Er zeigt eine hervorragend gearbeitete Darstellung von ringenden Jünglingen, die in Bronze gegossen sind. Seine Produktion liegt irgendwo im Zeitraum zwischen 420 und 300 v. Chr. Neue Forschungen zu diesem Fund stehen noch aus. Ob man den Fund mit dem keltischen „Fürstensitz“ auf dem Glauberg in Verbindung bringen kann, ist demnach offen. Dieser liegt nur rund 13 Kilometer Luftlinie von Borsdorf entfernt.
Sicher ist, dass solche Gegenstände im Land der Etrusker in Nord- und Mittelitalien gefertigt wurden. Es gibt einige wenige Vergleichsstücke, doch keines gleicht dem anderen. Ein Gefäß aus einem antiken Grab bei Filottrano, etwa 25 Kilometer südwestlich von Ancona in Italien gelegen, weist in der Tat einige Ähnlichkeiten mit dem Borsdorfer Griff auf. Allerdings sind hier die Figuren keine Ringer, sondern Schwertkämpfer.
Es ist ein Rätsel, was sich hinter diesem wertvollen Gegenstand verbirgt. Handelte es sich um exquisite Importware oder ein besonderes Gastgeschenk für eine Person der keltischen Oberschicht? Vielleicht brachte jemand das Gefäß gar als Souvenir aus dem Süden mit. Es ist nämlich durchaus möglich, dass Kelten aus hessischem Gebiet als Händler, Handwerker, oder gar als Söldner im Mittelmeerraum unterwegs waren.
Wenn der Wetterauer Fund aus einem reichen Grab der keltischen Oberschicht stammt, so fehlt von ihm bis heute jede Spur. Kann es sein, dass alle Grabhügel, die sich im besagten Waldgebiet befanden, bei der Rodung zerstört wurden und damit auch die Grabbeigaben? Oder hatte an besagter Stelle vor 2400 Jahren ein Handwerker oder ein Metallhändler ein Materiallager angelegt? Dies sind spannende Fragen, die die Archäologie beschäftigen.
Handelsgut aus dem gesamten Mittelmeerraum und speziell aus dem Gebiet der Etrusker war als kostbare und nicht alltägliche Ware bei der keltischen Oberschicht sehr beliebt; kam sie doch von weit her. Antike Gegenstände dienten ferner dem keltischen Handwerk als Anregung für eigene Kreationen. So entwickelte sich ein keltischer Kunststil mit ganz eigenen Motiven wie Pflanzenranken, Mischwesen aus Tier und Mensch, Masken und komplexen Zirkelornamenten. Die Sonderausstellung in der Keltenwelt am Glauberg zeigt bis zum 31. Oktober viele Beispiele aus Hessen dieses außergewöhnlichen wie rätselhaften Kunstschaffens der Kelten.
Wir haben uns im Laufe des Jahres entschlossen, unsere große Sonderausstellung von 1. März bis 31. Oktober 2023 zu verlängern. Die Rückmeldungen bei unseren Museumsbesuchern und aus dem Fachkollegenkreis waren sehr positiv und haben uns dazu motiviert, die Ausstellung noch nicht abzubauen. Die Leihgaben konnten wir
verlängern und es kommt darüber hinaus noch ein großartiger Fund aus dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt erstmals in die Region. Das seltene Objekt stammt sehr wahrscheinlich aus einem prachtvoll ausgestatteten Grab der keltischen Elite; entdeckt wurde es bei Nidda-Borsdorf. Mehr verraten wir jetzt noch nicht!
Im Jahr 2022 präsentieren Museen, Landesarchäologie, Stadt- und Kreisarchäologien sowie Forschungseinrichtungen und Vereine viel Neues und Interessantes zur Eisenzeit, der Zeit der Kelten in Hessen.
Um das interessante hessische Kulturerbe der Öffentlichkeit bekannt zu machen, fand sich auf Anregung der Keltenwelt am Glauberg bereits im Herbst 2018 ein hessenweites Projektteam aus Museen und Archäologischer Denkmalpflege zusammen, um in ganz Hessen gemeinsam von 10. März bis 31. Dezember 2022 das erste große Archäologie-Jahr zu veranstalten. Unter dem Titel „KELTEN LAND HESSEN – Archäologische Spuren im Herzen Europas“ werden an vielen Orten Sonderausstellungen, Exkursionen und Führungen zu archäologischen Stätten, Mitmach-Aktionen für die ganze Familie, Aktivprogramme für Schulklassen, Vorträge und Workshops angeboten.
Im Rahmen einer internationalen Tagung werden neue Erkenntnisse zu den Kelten in Europa und speziell in Hessen im Fokus stehen.
Der Glauberg soll UNESCO-Welterbestätte werden!
Frühkeltische Fürstensitze Glauberg und Heuneburg sollen UNESCO-Welterbe werden.
Hessen und Baden-Württemberg bringen Stätten gemeinsam in das nationale Vorauswahlverfahren für die deutsche Vorschlagsliste ein.
Anfang 2024 soll die bestehende deutsche Vorschlagsliste („Tentativliste“) für das UNESCO-Welterbe fortgeschrieben werden. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg schlagen gemeinsam die frühkeltischen Fürstensitze Glauberg und Heuneburg für das nationale Vorauswahlverfahren vor.
Bedeutendste Geländedenkmale der Keltengeschichte
„Die Heuneburg und der Glauberg sind Teil eines herausragenden Netzwerks frühkeltischer Fürstensitze und gehören zu den bedeutendsten Geländedenkmalen der keltischen Geschichte. Als wirtschaftliche und kulturelle Zentren ihrer Zeit beeindrucken sie uns mit ihren stadtartigen Strukturen, gewaltigen Befestigungsanlagen und Großgrabhügeln mit reich ausgestatteten Prunkgräbern bis heute“, erklären die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut und die hessische Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn.
„Um die Bedeutung der Stätten zu untermauern, haben wir uns dazu entschlossen, zusammen mit Hessen einen Nominierungsvorschlag einzureichen. Gemeinsam werden wir ein überzeugendes Konzept für das anstehende nationale Vorauswahlverfahren erarbeiten, um das Projekt zu einem gemeinsamen Erfolg zu machen“, kündigt Hoffmeister-Kraut an. Die baden-württembergische Ministerin hatte ihrer hessischen Kollegin den Vorschlag eines gemeinsamen Nominierungsprojektes unterbreitet.
Gemeinsames kulturelles Erbe im Fokus
„Die archäologische Stätte auf dem Glauberg zeigt auf besonders herausragende Art und Weise den engen Austausch der frühkeltischen Kultur in Europa untereinander und mit den mediterranen Kulturen“, führt Angela Dorn aus. „Hiervon zeugen reiche und europaweit bedeutende Funde, insbesondere die einzigartige Sandsteinstatue des so genannte Keltenfürsten aus einem der Großgrabhügel sowie die Reste von mindestens drei weiteren, zerschlagenen Statuen. Ich freue mich, dass wir mit dem Nominierungsvorschlag die Möglichkeit haben, unser gemeinsames kulturelles Erbe in seiner Einmaligkeit darzustellen.“ Für beide Länder sei es eine große Chance, mit dem Glauberg im Schulterschluss mit der Heuneburg am nationalen Vorauswahlverfahren für die neue deutsche Tentativliste teilzunehmen.
Hoffnung liegt auf Mathildenhöhe
„Das außergewöhnlich reiche Kultur- und Naturerbe Hessens vom mittleren Eozän vor rund 48 Millionen Jahren in der Grube Messel über die Spuren der Blütezeit des römischen Reichs am Limes und den Europäischen Absolutismus bis zur Neuzeit spiegelt sich in den sechs Welterbestätten unseres Landes wider“, erläutert Ministerin Dorn. „Mit der Mathildenhöhe Darmstadt wird hoffentlich in diesem Jahr eine siebte Welterbestätte in Hessen hinzukommen, die zum Erbe der Moderne zählt. Mit der Epoche der Kelten würde ein spannender und zentraler Aspekt der europäischen Geschichte hinzutreten.“
Wie läuft das Verfahren ab?
Antragsverfahren für das UNESCO-Welterbe: Aktuell steht die Fortschreibung der deutschen Tentativliste für das UNESCO-Welterbe an. Die Tentativliste ist eine Vorschlagsliste für zukünftige Nominierungen zur Aufnahme in die Welterbeliste. Pro Bundesland können zwei Nominierungsvorschläge in das aktuelle Auswahlverfahren eingebracht werden. Deutschland kann jedes Jahr eine Stätte bei der UNESCO nominieren. Die finalen Anträge für die Welterbeliste werden von der Bundesrepublik Deutschland beim Welterbezentrum der UNESCO in Paris offiziell eingereicht.
Das Welterbe in Hessen
Welterbe in Hessen: Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst koordiniert die hessischen Antragsverfahren für die Welterbeliste und ist im Land, gegenüber dem Bund und den internationalen Partnern der für die Welterbestätten zuständige Ansprechpartner. Gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen, dessen Präsident Dr. Markus Harzenetter Welterbe-Beauftragter der hessischen Landesregierung ist, betreut es die Welterbestätten im Land.
In Deutschland sind aktuell 46 Welterbestätten in die UNESCO-Liste eingetragen, sechs davon liegen in Hessen: Das Kloster Lorsch (1991), die Grube Messel als erstes Weltnaturerbe Deutschlands (1995), das Welterbe Oberes Mittelrheintal (2002), die Grenzen des Römischen Reichs – Obergermanisch-Raetischer Limes (2005), die Alten Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas – Kellerwald-Edersee (2011) und der der Bergpark Wilhelmshöhe (2013). Zudem läuft das Nominierungsverfahren für die Mathildenhöhe Darmstadt, über das das Welterbekomitee voraussichtlich im Sommer 2021 entscheiden wird.
Die Pressemeldung von Hessens Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn und Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut finden Sie hier
„Woher kam eigentlich das Gold des Glauberger „Keltenfürsten“? Das ist nur eine der vielen noch offenen Fragen, die das Forschungszentrum am Glauberg beschäftigen. Es ist daher einer der Partner des vom Curt-Engelhorn-Zentrums Archäometrie in Mannheim, und des Forschungsintistuts TRACES (CNRS), in Toulouse geleiteten internationalen Forschungsprojektes „Keltisches Gold – Goldschmiedearbeiten im westlichen Teil der Latène Kultur “.
Continue reading „Gold aus dem Mittelmeer-Gebiet für den Glauberger Keltenfürst?“